Es gibt laut Emil Franzinelli zwei verschiedene Bedeutungen der Tierbefreiung:
1. Peter Singer veröffentlichte 1975
das Buch „Animal Liberation“, um aufzuzeigen, dass nichtmenschlichen Tieren ein
anderer Stellenwert in der Moral zukommen sollte, als bisher. „Nach Singer,
sind die nichtmenschlichen Tiere aus dem (noch) bestehenden Diskriminierungsverhältnis
des „Speziesismus“ zu befreien“ (Franzinelli, 2012, S.78).
Vergleichbar mit
beispielsweise Sexismus und Rassismus beim Menschen, sollten wir auch die
Diskriminierung von Tieren beenden und ihre Interessen gleichwertig
berücksichtigen, die sogenannte „Befreiung der Tiere“ erreichen. Die Nutzung
der nichtmenschlichen Tiere wird bei dieser Sichtweise jedoch nicht
ausgeschlossen, weshalb die Position Singers normalerweise nicht als
„Tierbefreiungsposition“ angesehen wird (Franzinelli, 2012, S.79).
2. Die Berliner-Tierbefreiungs-Aktion
(BerTA) hat vor allem folgende Bedeutung der „Tierbefreiung“ geprägt:
- Aufhebung
der Diskriminierung von nichtmenschlichen Tieren im Bewusstsein des Menschen
- keine
Anerkennung der Begriffe „das Tier“, „Tiere“, „Nutztier“, „Schädling“,
„Haustier“
- Aufhebung
der Kategorien „Mensch“ und „Tier“
- Anerkennung
der nichtmenschlichen Tiere als autonome Individuen
Das Verständnis der legitimen Ausbeutung von Tieren
könne nicht allein durch Diskutieren behoben werden, sondern ist so fest in den
gesellschaftlichen Strukturen verankert, dass diese aufgebrochen werden
müssten. Somit bezieht sich diese Theorie nicht nur auf die Befreiung
nichtmenschlicher Tiere sondern auch auf die Befreiung des Menschen.
Der
emanzipatorische Anspruch beinhaltet somit die Überwindung aller
gesellschaftlichen Unterdrückungsstrukturen und Tiere (also auch wir
Menschen) sollten nicht ausgebeutet werden. Somit ist das "Ziel eine herrschaftsfreie
Gesellschaft ohne Unterdrückung und Ausbeutung“ (Franzinelli, 2012, S. 79).
Vertiefend behandle ich die Verbindung von
Tierbefreiung und anderen linken herrschaftskritischen Theorien im Punkt „Total Liberation“.